Disneys "Die drei Musketiere" (1993)

Die 1993 von Disney produzierte Verfilmung "Die drei Musketiere" habe ich inzwischen wohl ungezählte Male angesehen. Sie war die erste Realverfilmung meines Lieblingsromans für mich und hat mein Bild von Athos geprägt. In dieser Adaption spielen Hollywood-Jungstars der 90er wie Charlie Sheen, Kiefer Sutherland, Chris O'Donnell und Oliver Platt die Musketiere Athos, Porthos, Aramis und D'Artagnan. Der Film ist actionreich, farbenfroh und unterhaltsam – entfernt sich aber stark von Dumas' Romanvorlage.

Die größten Stärken des Films liegen sicherlich in der Chemie der Hauptdarsteller. Alle vier Musketiere werden von ihren Schauspielern mit viel Charme und Humor verkörpert. Besonders Oliver Platt als Porthos sorgt immer wieder für humorvolle Momente, während Kiefer Sutherland den tiefgründigen, melancholischen Athos überzeugend darstellt. Chris O'Donnell bringt als D’Artagnan die jugendliche Energie mit, die man von dieser Figur erwartet, und Charlie Sheen als Aramis ist eine interessante Besetzung, die zwar nicht ganz dem Bild des eleganten und gläubigen Musketiers entspricht, aber doch gut unterhält.

Trotz der weitgehend gelungenen Charakterdarstellungen der Musketiere hat der Film mit der literarischen Vorlage wenig gemeinsam. Die Drehbuchautoren entschieden sich, der Handlung eine eigene Note zu verleihen – und das auf Kosten der Tiefe und Plausibilität der Geschichte. In der Disney-Version plant Kardinal Richelieu - deutlich bösartiger als der literarische Richelieu -, den jungen König Louis XIII zu ermorden, um selbst die Macht zu ergreifen. Die Kompanie der Musketiere wird aufgelöst, und es liegt an den vier Helden, den König zu retten.

Für Fans der Romanvorlage wirkt dieser Plot stark vereinfacht und unnötig verändert. Im Buch ist Richelieu eine vielschichtigere Figur, die eher politische Ränkespiele bevorzugt, als sich mit Mordplänen gegen den König zu behelfen. Ebenso schmerzlich vermisst man die große Liebesgeschichte zwischen der Königin Anna von Österreich und dem Herzog von Buckingham, die im Film vollständig ignoriert wird. Stattdessen ist Anna hier ihrem Mann, König Louis, loyal und tief verbunden – eine Beziehung, die im Roman weitaus distanzierter dargestellt wird. Diese Änderungen nehmen dem Film leider einiges an Spannung und Komplexität.

Einer der Höhepunkte des Films ist zweifelsohne Tim Curry in der Rolle des Kardinals Richelieu. Curry spielt ihn mit einer diabolischen Freude und verleiht dem Schurken eine Aura von Gefährlichkeit und Intrige. Seine Darstellung macht Richelieu zwar zu einem sehr eindimensionalen Bösewicht, aber zu einem, dem man gerne zusieht. Ebenso beeindruckend sind die Kostüme und Kulissen, die das Frankreich des 17. Jahrhunderts zum Leben erwecken. Die prachtvollen Aufnahmen und die dynamischen Fechtszenen sorgen für die richtige Abenteueratmosphäre, die man von einem Mantel-und-Degen-Film erwartet.

Disney hat den Film klar auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten. Die Action-Szenen sind rasant und unterhaltsam, die Dialoge humorvoll und die Musketiere werden fast zu Superhelden stilisiert. Dabei geht aber auch ein großer Teil der historischen und politischen Komplexität des Romans verloren. Wer Dumas' Werk liebt, sollte sich darauf einstellen, dass viele Aspekte des Romans fehlen und andere stark verändert wurden (so lieben Athos und Mylady sich z.B. nach wie vor, und sie hilft am Ende den Musketieren beim Vereiteln der Mordpläne Richelieus).

Fazit: Äußerst unterhaltsam, visuell toll, aber kein Dumas.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass "Die drei Musketiere" von Disney ein spannender Abenteuerfilm ist, der sich jedoch stark von seinem literarischen Vorbild entfernt. Fans des Buchs werden enttäuscht sein, wie stark die Handlung vereinfacht wurde, aber der Film hat dennoch seinen Charme. Wenn man das Buch für zwei Stunden ausblendet, bietet der Film eine amüsante, actionreiche Reise ins Frankreich des 17. Jahrhunderts.

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