"Der Mann in der Eisernen Maske" (1998)

Als großer Fan der Romane von Alexandre Dumas, insbesondere seiner „Musketier-Trilogie“ bestehend aus "Die drei Musketiere", "Zwanzig Jahre später" und "Der Vicomte de Bragelonne", habe ich die 1998er Verfilmung "Der Mann in der Eisernen Maske" mit gemischten Gefühlen gesehen. Der Film bietet eine spektakuläre visuelle Umsetzung, die durch aufwendige Kostüme, authentische Drehorte und eine fesselnde musikalische Untermalung besticht. Diese Elemente verleihen der Produktion eine epische Dimension, die den Geist des barocken Frankreichs hervorragend einfängt.

Die Besetzung des Films ist ebenfalls stark. Die vier Musketiere, gespielt von John Malkovich (Athos), Gabriel Byrne (d'Artagnan), Gérard Depardieu (Porthos) und Jeremy Irons (Aramis), verkörpern ihre Figuren mit einer tiefen Menschlichkeit und Würde. Besonders John Malkovich als Athos und Gabriel Byrne als d'Artagnan stechen hervor. Malkovich bringt Athos' stille Trauer und Würde meisterhaft auf die Leinwand, während Byrne als loyaler d'Artagnan überzeugt, der seinem König bis zur letzten Konsequenz dient.

Leider muss ich jedoch sagen, dass Leonardo DiCaprio als Ludwig XIV eine Fehlbesetzung ist. Zwar beweist er wie immer sein großes schauspielerisches Talent, zwei so grundverschiedene Figuren darzustellen, doch vermag er es nicht, die majestätische und bedrohliche Aura des Sonnenkönigs zu verkörpern. Seine Darstellung bleibt zu jung und zu unreif, um die brutale Autorität des Monarchen glaubhaft zu vermitteln. Dies schmälert die sonst hochkarätige Besetzung des Films.

Der größte Kritikpunkt an der Verfilmung ist jedoch die mangelnde Werktreue. Der Film entfernt sich deutlich von der Romanvorlage "Der Vicomte de Bragelonne" und erzählt stattdessen eine stark veränderte Geschichte, die an einigen Stellen schlicht unglaubwürdig wirkt. Dass d'Artagnan und die Königin eine romantische Beziehung haben sollen und Ludwig XIV d'Artagnans Sohn ist, erscheint völlig absurd und widerspricht dem Geist der Romanfiguren. In den Büchern ist d'Artagnan stets der pflichtbewusste, ehrenhafte Diener des Königs, und diese fragwürdige Neuinterpretation seiner Beziehung zur Königin ist ein harter Bruch mit Dumas' Darstellung.

Auch die Umbenennung von Louise de La Vallière in Christine de Bellefort wirft Fragen auf. Louise spielt im Roman eine zentrale Rolle als Geliebte Ludwigs und ihre Figur trägt zur emotionalen Tiefe der Geschichte bei. Die Namensänderung erscheint ohne jeden nachvollziehbaren Grund und verwässert die Bedeutung ihres Charakters.

Am schwersten wiegt jedoch die Entscheidung des Drehbuchs, Athos d'Artagnan mit dem Tod bedrohen zu lassen. In Dumas’ Romanen, insbesondere in "Zwanzig Jahre später", wird die Freundschaft insbesondere dieser beiden Männer als unerschütterlich dargestellt, selbst in Zeiten politischer und persönlicher Differenzen. Ein Athos, der d'Artagnan das Leben nehmen will, widerspricht völlig der Essenz dieser tiefen Freundschaft.

Trotz all dieser Abweichungen von der Vorlage ist "Der Mann in der Eisernen Maske" ein unterhaltsamer Film. Die Actionszenen sind packend, die emotionalen Momente berühren, und die Darsteller geben alles, um ihre Rollen glaubhaft und engagiert zu verkörpern. Für Fans von historischen Kostümdramen ist der Film sehenswert, auch wenn eingefleischte Dumas-Leser einige Schwächen nicht übersehen können.

Letztlich bleibt "Der Mann in der Eisernen Maske" eine filmische Adaption, die durch ihre visuelle Pracht und darstellerische Leistungen besticht, aber leider den Geist von Dumas’ Werk nicht ganz einfängt.

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