Die Musketiere in der Realität

Die drei Musketiere und ihr Freund d'Artagnan existierten wirklich, sie dienten Anfang des siebzehnten Jahrhunderts in der königlichen Garde. D'Artagnan hieß in Wirklichkeit Charles de Batz-Castelmore d’Artagnan und stammte aus Auch in der Gascogne. Dort steht auch seine Statue. Athos' wirklicher Name lautete Armand de Sillégue d'Athos d'Autevielle. Um etwas mehr über das wirkliche Leben der vier Musketiere, und insbesondere d'Artagnan, zu erfahren, empfehle ich Fans das Buch “Ich, d'Artagnan”. Ein Zeitgenosse des großen Musketiers hat hier sein Leben festgehalten. Im Nachwort wird einiges über die historischen Vorbilder der Musketiere berichtet.

"Sein Name klingt hell und schmetternd wie eine Trompetenfanfare, in die rollender Trommelwirbel einfällt. Wir brauchen ihn nur zu hören oder auszusprechen, und sogleich steigt aus der Grabesnacht versunkener Jahrhunderte der Musketier des Königs empor, schüttelt Staub und Moder von Federhut und Samtwams; sporenklirrend tritt er keck ans Licht unserer Zeit und fragt, auf den Knauf seines guten Schwertes gestützt, herausfordernden Blickes nach unserem Begehr. - Doch er erscheint nicht allein - ihn begleiten seine drei unzertrennlichen Kameraden und Freunde Athos, Porthos und Aramis, die Sekundanten seiner zahllosen Duelle und Abenteuer, die ihm durch Leben und bis übers Grab hinaus treue Gefolgschaft leisteten. Nun ist das Kleeblatt fertig: Das Lilienbanner bauscht sich im Winde, Degen klirren, und die atemlose, wilde Jagd der drei Musketiere beginnt."

Friedrich Wencker-Wildberg, 1919

D'Artagnan

Stolz, bewundert, angesehen und gefürchtet wirst Du durchs Leben gehen, die höchsten Ehrenstellen am Hofe und im Heer werden sich Dir öffnen, und Seine Majestät wird Dir allzeit mit königlicher Gnade und Huld gewogen sein.

Wenn sie den Namen "d’Artagnan" hören, denken die meisten Menschen an den berühmten Helden aus dem Abenteuerroman von Alexandre Dumas. Wenige wissen, daß sein Vorname “Charles” lautete und kaum einer weiß, daß es diesen stolzen, gewitzten Gascogner tatsächlich gegeben hat.

Charles d’Artagnan de Batz-Castelmore wurde 1623 (zu dieser Zeit ist er in Dumas’ Roman bereits achtzehn Jahre alt) als jüngstes von acht Kindern zu Schloß Castelmore bei Lupiac in der Gascogne geboren. Sein Vater war Bertrand II de Batz-Castelmore, seine Mutter Francoise de Montesquiou d’Artagnan.

1640 - mit siebzehn Jahren - verließ er sein Elternhaus, um nach Paris zu ziehen und sich dort den Musketieren des Königs anzuschließen. Er sollte nie wieder in seine Heimat zurückkehren. Sein großes Vorbild war Monsieur de Trèville, der ebenfalls mittellos nach Paris gekommen war und eine glanzvolle Karriere bei Hofe gemacht hatte, sein erklärtes Ziel war es, den Marschallstab zu erlangen. An seinem ersten Tag in Paris lernt er Landsleute von ihm kennen: Porthos, Aramis und Athos, mit denen gemeinsam er sein erstes Duell ausfechtet - gegen vier Gardisten des Kardinals. Einen Tag später wird er Ludwig XIII vorgestellt, der tapfere Kämpfer verehrt. Er wird zunächst in die Französische Gardekompanie aufgenommen, wo er sich schnell mit seinem Mut und seinem Draufgängertum einen Namen macht.

Während seiner ersten vier Jahre in Paris sterben zuerst der große Kardinal Richelieu und wenig später Ludwig XIII. Sein Sohn - der spätere Sonnenkönig - ist erst sechs Jahre alt. Anna von Österreich übernimmt die Regentschaft für ihren Sohn, doch in Wahrheit ist es Kardinal Mazarin, der Frankreich regiert. 1644 zieht d’Artagnan in den Krieg gegen die Spanier, in dem er tapfer kämpft. Zur Belohnung für seine Waffentaten wird er endlich zu den Musketieren versetzt.

Kurz darauf zieht er wieder in den Krieg, diesmal nach Flandern, wo er sich wiederum tapfer schlägt. Kurze Zeit nach seiner Rückkehr aus dem Feldzug tritt er in die Dienste Mazarins - als Kurier und Geheimagent. Zur Belohnung für seine guten Dienste gibt Mazarin ihm schließlich drei Jahre später einen Posten als Leutnant bei der Garde, da die Kompanie der Musketiere angeblich aus finanziellen Gründen aufgelöst worden war. In Wirklichkeit vertrug Mazarin sich nicht mit Treville.

Am 15. Februar 1654 bekommt er nun endlich sein Patent als Kapitän der Garde - die lang ersehnte Beförderung. Doch die Sache hat einen Haken, diese Beförderung wird ihn 20.000 Franken kosten. Geschickt wie er nun mal ist, kratzt er diese Summe zusammen und wird endlich Kapitän der Französischen Garde.

Weiterhin ist er jedoch für den Kardinal als Spitzel tätig und diese Unternehmungen bringen ihn schließlich für sechs Wochen unschuldig in die Bastille. Kaum hatte man ihn dort herausgeholt, stürzt er sich wieder für drei Jahre in den Krieg. Mit seinen Kompanien kämpft er unter dem großen Turenne in Flandern gegen die Spanier.

Im Januar 1657 schließlich wird die Kompanie der Musketiere neu gegründet. Der König höchstpersönlich ist ihr Kapitän. D’Artagnan bekommt in der neuen Kompanie den Rang eines Unterleutnants. Die Musketiere tragen blaue Uniformen mit dem goldenen Kreuz und den drei Lilien des Königshauses Bourbon. Sie reiten graue Pferde, weshalb sie schnell “Graue Musketiere” genannt werden.

Die berühmteste Tat des historischen d’Artagnans ist die Verhaftung des Finanzministers Fouquet, den er 1661 nach einer Konferenz festnimmt und zunächst nach Angres und dann in die Bastille bringt. Drei Jahre muß er ihn dort bewachen, bis endlich eine Order des Königs ihn an den Hof zurückruft, wo er sich bald darauf mit einer überaus eifersüchtigen Frau verheiratet. Diese Ehe bringt zwei Söhne hervor, geht aber dennoch bald in die Brüche.

Am 15. Januar 1667 wird er dann endlich vor versammelter Mannschaft im Hof des Louvre zum Kapitän der ersten Kompanie der Musketiere ernannt, eine Ehre, die sonst nur hochstehenden Edelleuten des Königreiches gewährt wird.

Als er dann mit seiner Kompanie in den Krieg nach Flandern zieht, wird er vom König zum Brigadegeneral der Kavallerie ernannt. In diesem Krieg erfüllt sich 1673 schließlich auch sein Schicksal. Beim Sturm auf die Stadt Maastricht, der für die Franzosen siegreich endet, streckt eine Kugel Charles d’Artagnan nieder. Er hatte also den Tod gefunden, den er sich stets gewünscht hatte.

Zu seinen Lebzeiten stand der stolze d’Artagnan beim Sonnenkönig und auch beim Volk in hoher Gunst, er war beliebt, berühmt und tapfer, umso trauriger ist es, daß er in der heutigen Zeit fast völlig vergessen ist und nur in ein paar verstaubten historischen Abhandlungen ab und zu einmal erwähnt wird.

Vielen Dank auch an Luc Lemmers, der mir mit einigen Hintergrundinformationen zum Angriff auf Maastricht weitergeholfen hat.

Die Musketiere

Auch die drei Musketiere Athos, Porthos und Aramis haben tatsächlich gelebt. Es ist nicht sicher, ob sie sich alle vier gekannt haben, da ihr Eintritt in die Kompanie der Musketiere zu unterschiedlichen Zeiten erfolgte. Der Zeitgenosse d’Artagnans - Courtils de Sandras - beschreibt in seinen “Mémoires de Monsieur d’Artagnan” allerdings die Bekanntschaft der vier Musketiere untereinander. Da diese Memoiren jedoch zum Teil fiktiv sind, kann man sich nicht darauf verlassen.

Ausgiebige Recherchen französischer Historiker haben jedoch die wahren Namen und Identitäten von Athos, Porthos und Aramis zu Tage gefördert.

Athos entstammte einer reichen, ursprünglich bürgerlichen Familie, er trug den wohlklingenden Namen Armand de Sillégue d’Athos d’Autevielle. Er wurde um 1617 geboren und starb am 21. Dezember 1643 als Musketier in Paris.

Porthos ’ wirklicher Name lautete Isaac de Portau, er wurde 1617 in Pau in der Gascogne geboren, trat 1640 bei den Französischen Garden ein und wurde 1643 Musketier. Es ist ziemlich wahrscheinlich, daß er d’Artagnan kennengelernt hat. Sein Todesdatum ist unbekannt, weitere Spuren von ihm gibt es leider nicht.

Aramis hieß in Wahrheit Henri d’Aramitz, er stammte aus Aramitz in den Pyrenäen, wo er nicht nur Güter besaß, sondern auch Abbé war. Er trat 1640 bei den Musketieren ein, vermutlich auf Fürsprache Monsieur de Trevilles, dessen Vetter er war. Er heiratete 1650 und hatte zwei Söhne und zwei Töchter.

Aktuelles

Entdecken