Die Nebencharaktere

Monsieur de Tréville

Monsieur de Tréville

Fiktion

Als Hauptmann der Musketiere tritt Tréville nicht nur als Förderer d'Artagnans und als loyaler Vorgesetzter, der um das Wohlergehen seiner Untergebenen sehr besorgt ist, auf, sondern in gewissam Maße auch als Gegenspieler Richelieus, wobei er sich noch nicht einmal scheut, dem König die Meinung zu sagen. Er ist der Fürsprecher d'Artagnans bei dessen Aufnahme in die Gardekompanie seines Schwagers, Monsieur des Essarts und gibt seinem jungen Landsmann oft hilfreiche Ratschläge. Im ersten Roman spielt er eine recht große Rolle, wird jedoch leider in den zwei folgenden kaum mehr erwähnt - man erfährt nicht, was bei Dumas aus ihm wird.

Realität

Arnaud-Jean du Peyrer de Troisvilles (1598-1672) war seit 1634 Hauptmann der königlichen Musketiere (bis zu ihrer vorübergehenden Auflösung 1646) und später Gouverneur von Foix. Das in den 1660er Jahren bei Tardets (Pyrenäen) für ihn erbaute Schloß ist noch zu besichtigen.

Kardinal Richelieu

Kardinal Richelieu

Fiktion

Der mächtige Kardinal ist zwar undurchschaubar und in gewisser Weise auch ein Gegner der Musketiere, aber nicht der eigentliche Bösewicht des Romans. Am Ende der "Drei Musketiere" gibt er d'Artagnan - in Anerkennung von dessen Leistungen und in der Hoffnung, ihn auf seine Seite zu ziehen - den Leutnantsposten bei den königlichen Musketieren.

Realität

Armand-Jean du Plessis, Cardinal de Richelieu, (1585-1642) gehörte zunächst zur Umgebung Maria de Medicis, bevor er 1624 Erster Minister von Frankreich wurde. Er bereitete unter Ludwig dem XIII. den Absolutismus vor.

Mylady de Winter

Mylady de Winter

Fiktion

Mylady ist die hauptsächliche Gegenspielerin der Musketiere und die Schurkin des Romans. Sie ist mit Athos verheiratet. Mehrfach versucht sie, die Musketiere töten zu lassen, und sie stiftet auch die Ermordung des Herzogs von Buckingham an. Nachdem sie auch noch d'Artagnans Geliebte Constance umgebracht hat, wird sie jedoch gefaßt und hingerichtet.

Realität

In den "Mémoires de M. d'Artagnan" von Courtilz de Sandras taucht eine Figur auf, die Dumas als Vorbild für Mylady diente, die sich jedoch anscheinend nicht an einer konkreten historischen Persönlichkeit orientiert.

Rochefort

Rochefort

Fiktion

Als Handlanger des Kardinals gerät Rochefort mehrfach in Konflikt mit den Musketieren, doch er schließt später zumindest mit d'Artagnan Frieden, wird jedoch von ihm versehentlich getötet.

Realität

Es existiert ein Buch mit dem Titel "Mémoires de M.L.C.D.R." (=Monsieur le Comte de Rochefort) von Courtilz de Sandras, das sich am Leben eines realen Grafen Charles-César de Rochefort orientiert, über den jedoch wenig gesichertes bekannt ist.

Madame de Chevreuse

Madame de Chevreuse

Marie Aimée de Rohan-Montbazon, duchesse de Chevreuse (* Dezember 1600; † 12. August 1679 in Gagny, Frankreich) war berühmt für ihre Liebesaffären und ihre Intrigen.

Ihr Leben war bestimmt von ihren Affären, ihrer Freundschaft zu Anna von Österreich und ihrer Feindschaft zu Kardinal Richelieu und später Kardinal Mazarin, gegen die sie zahlreiche erfolglose Intrigen und Komplotte spann. Zu ihren Liebhabern zählte unter anderem der französische Schriftsteller François de la Rochefoucauld.

Die Ehen

Die Tochter aus einem alten Adelsgeschlecht wurde 1615 für den Hofstaat der jungen Königin Anna von Österreich ausgewählt und erregte mit ihrem Unternehmungsgeist, ihrer ungezügelten Lebensfreude und ihrer außergewöhnlichen Schönheit einiges Aufsehen. Nachdem der damalige Favorit König Ludwig XIII., Charles d'Albert, Herzog von Luynes mit dem erfolgreichen Staatsstreich gegen Concino Concini der einflussreichste Mann Frankreichs geworden war, hielt er um ihre Hand an und nahm sie am 13. September 1617 zur Frau. Aus dieser Ehe stammen 2 Kinder:

  • Louis Charles, Duc de Luynes (* 25. Dezember 1620 im Louvre; † 20. Oktober 1699 in Paris)
  • Anne Marie (* 1622 im Louvre; † 21. September 1646)

König Ludwig war begeistert von der jungen Frau, die sich wie er für Pferde, Jagd und Falknerei begeistern konnte und machte sie nach der Geburt ihres ersten Kindes zur ersten Hofdame der Königin. Schnell stieg sie zur engsten Vertrauten Annas auf. Nach dem Tod Luynes am 15. Dezember 1621 heiratete sie am 21. April 1622 Claude de Lorraine, den Herzog von Chevreuse. Mit ihm hatte sie 3 Töchter:

  • Anne Marie, Äbtissin von Pont-aux-Dames (* 1624; † 5. August 1652 in Paris)
  • Charlotte Marie (* 1627 in Richmond; † Paris 7. November 1652 in Paris)
  • Henriette, Äbtissin von Jouarre (* 1631; † 25. Januar 1693 in Paris)

Die Intrigen

1625 bahnte sie eine Liaison zwischen Anna und dem englischen Herzog von Buckingham an.

1626 waren sie und ihr Geliebter, der Marquis de Chalais in eine Verschwörung zur Ermordung Richelieus verwickelt, die der Kardinal aufdecken konnte. Chalais wurde hingerichtet, Marie nach Poitou verbannt. Sie zog sich an den lothringischen Hof zurück und gewann Herzog Karl IV. für Buckinghams anti-französische Koalition. 1628 durfte sie nach Frankreich zurückkehren.

1633 wurde sie nach Tours verbannt, weil sie ihren Liebhaber, den königlichen Siegelbewahrer Marquis de Châteauneuf ausgehorcht und Staatsgeheimnisse an Spanien verraten haben soll. 1637, Frankreich befand sich inzwischen im Krieg mit Spanien, entdeckte Richelieu, dass die Königin Anna mit ihrer Hilfe eine verräterische Korrespondenz mit ihren spanischen Verwandten unterhielt. Daraufhin floh die Herzogin nach Spanien. Diesmal konnte sie erst nach dem Tod von König und Kardinal nach Frankreich zurückkehren.

Aber ihr Verhältnis zur Königin zerbrach an deren Zuneigung für Kardinal Mazarin, der dadurch zum Ziel für Maries Feindschaft avancierte. Sie beteiligte sich an der Verschwörung der "les Importantes" zur Ermordung Mazarins und wurde wieder verbannt, aber zu Beginn der Fronde kehrte sie zurück und schloß sich der Partei des Prince de Condé an.

1652 versöhnte sie sich mit der Königin und zog sich endgültig von der politischen Bühne zurück.

Weiteres

Ihre Rolle in der Affäre zwischen Anna und Buckingham inspirierte auch Alexandre Dumas, der sie als geheimnisvolle Geliebte seines Musketiers Aramis in seinem Roman Die drei Musketiere auftauchen ließ.

Literatur

  • Prawdin, Michael: Marie De Rohan Duchesse De Chevreuse, London; George Allen & Unwin Ltd, 1971
  • Dorothy De Brissac Campbell: The Intriguing Duchess, New York, NY; Covici Friede Publishers, 1930

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