Die Musketiere in Dumas' Fiktion

Auf dieser Seite geht es um die fiktiven Musketiere - diejenigen, die Dumas mit seinen Romanen unsterblich gemacht hat. Ich habe alle Fakten, die in den Romanen über sie genannt werden, zusammengetragen und in einer Art "Steckbrief" zusammengefaßt.

"Die Musketiere selbst sind letzte Blüten am alten Stamm idealistischen Rittertums: Der edle, weitblickende, gebildete Athos, dem eine weit zurückliegende Frauenaffäre das Leben verdunkelt; der riesenhafte, dicke, eitle, sinnenfrohe, etwas dumme, aber überaus gutmütige Porthos; der mädchenhaft hübsche, ritterlich galante, intellektuell ambitionierte Aramis, der sich nie zwischen einer geistlichen Laufbahn, einer Karriere im Staatsdienst und einer als Frauenheld entscheiden kann und sich in allen dreien prächtig entwickelt. Und schließlich der anfangs so unendlich naive (und unendlich verliebte) d'Artagnan, der sich zu einem Ausbund der ritterlichen Tugenden von Tapferkeit und Treue entwickelt."

Fischer Taschenbuch Verlag im Vorwort zu den "drei Musketieren"

D'Artagnan

Vorname: unbekannt
Nachname: d'Artagnan
Geburtsjahr: ca. 1607
Geburtsort: Schloß Artagnan bei Tarbes in der Gascogne
Titel: Chevalier, seit ca. 1656 Graf
Position: Hauptmann der Musketiere, Marschall von Frankreich
Familienstand: alleinstehend
Todesjahr: vier Jahre nach Athos’ Tod, ca. 1660

D’Artagnan ist der draufgängerischste und gleichzeitig naivste der vier Freunden. Im Alter von knapp achtzehn Jahren kommt er nach Paris, um Musketier zu werden und handelt sich gleich drei Duelle mit Musketieren ein, nämlich mit Athos, Porthos und Aramis. Statt dessen duelliert er sich schließlich jedoch an der Seite der drei Musketiere mit fünf Gardisten des Kardinals, verletzt einen dieser Gardisten (Jussac) lebensgefährlich und verliebt sich nur wenige Tage später in Constance Bonacieux, die Frau seines Hauswirtes. Der König gibt ihm dank der Fürsprache Trévilles einen Posten in der Gardekompanie des Monsieur des Essarts.
D'Artagnan ist klug und gewitzt und entwickelt abenteuerlichste Pläne. Seine Freunde vertrauen stets darauf, daß einer von d'Artagnans genialen und zugleich vollkommen verrückten Plänen sie schon aus der Bredouille befreien wird - dies wird besonders deutlich in "Zwanzig Jahre danach".
Mit Athos verbindet ihn eine besonders tiefe Freundschaft, die zwanzig Jahre später auf eine harte Probe gestellt wird, diese jedoch besteht und infolgedessen im "Vicomte de Bragelonne" umso tiefer ist. Gemeinsam setzen sie Karl II. wieder auf den Thron.
Er ist dem Königshaus und dessen Dienern (z.B. Mazarin) treu ergeben - dies aber vor allem auch, um endlich sein Ziel, Hauptmann der Musketiere zu werden, zu erreichen - verdreht aber oft und gerne Regeln und Gesetze zu seinen Gunsten und scheut auch nicht davor zurück, den König zu beschimpfen, um zu bekommen, was er will.
Er wird am Ende des ersten Romans zum Leutnant und im "Vicomte de Bragelonne" schließlich zum Hauptmann der Musketiere ernannt. Vier Jahre vor seinem Tod wird er vom König in den Grafenstand erhoben und bekommt in seiner Todesstunde auch noch den Marschallstab verliehen.

Athos

Vorname: Olivier
Nachname: de La Fère
Geburtsjahr: ca. 1596
Geburtsort: Grafschaft La Fère in der Champagne
Titel: Graf, Ritter des Hosenbandordens, Ritter vom Goldenen Vlies, Ritter vom Heiligen Geist
Familienstand: Witwer, ein Sohn
Todesjahr: ca. 1656

Athos ist geheimnisvoll. Immer wieder wird angedeutet, daß ein dunkles Geheimnis über seiner Vergangenheit liegt und erst am Ende des ersten Romans wird es gelüftet. Seine gescheiterte Ehe mit seiner großen Liebe Anne de Breuil (der späteren Mylady und Hauptantagonistin der vier Freunde) und der versuchte Mord an ihr hat ihn zu dem verbitterten, frauenfeindlichen Mann gemacht, der er im ersten Roman ist. Im Versuch, vor seiner Vergangenheit zu fliehen (was ihm jedoch erst gelingt, als er seinen Sohn bekommt), legt er seinen Namen und seinen Titel ab und kommt er nach Paris, um dort Musketier zu werden. Seinen Kummer versucht er vergeblich mit Alkohol zu ertränken, selbst zwei Wochen in einem Weinkeller eingeschlossen lassen ihn nicht vergessen.
Athos ist der Edelste der vier. Er hat unerschütterliche Moralvorstellungen, die ihn mehr als einmal in Lebensgefahr und Schwierigkeiten bringen und sagt schließlich sogar seinem König den Gehorsam auf, als dieser seinem Begriff von Ehre nicht mehr entspricht. Dieser läßt ihn dafür von d'Artagnan verhaften und in die Bastille bringen. Sein strenger Ehrbegriff läßt ihn sogar d'Artagnans Angebot, ihm zur Flucht zu verhelfen, ausschlagen - im festen Vertrauen darauf, daß der König schon einsehen wird, daß er unrecht gehandelt hat. Das tut Ludwig XIV. schließlich auch und läßt ihn wieder frei, jedoch erst, nachdem d'Artagnan im wahrsten Sinne des Wortes mit ihm geschimpft hat.
Dank der Verführungskünste der Herzogin von Chevreuse, die den vier Musketieren unter dem Namen Marie Michon mehrmals Kontakt zur Königin ermöglicht hat, hat er einen Sohn, den er Raoul nennt und an dem er sehr hängt. Die Liebe zu Raoul hilft ihm endlich, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, seinen alten, adligen Namen wieder anzunehmen und in Frieden zu leben. Er erkennt früh die Gefahr, die von Raouls naiver, aber tiefer Liebe zu der fünfjährigen Louise de La Vallière ausgeht, bringt es aber nicht über sich, seinem Sohn den Umgang mit ihr zu verbieten. Diese unerwiderte Liebe (Louise de La Vallière liebt Ludwig XIV. und wird dessen Mätresse) bringt Raoul schließlich dazu, den Tod auf dem Schlachtfeld in Algerien zu suchen. Athos stirbt im selben Moment wie sein Sohn, nachdem er schon vorher vor Kummer seinen Lebenswillen vollkommen verloren hat.
Athos hängt sehr an seinen Freunden und versuchte vor allem in "Zwanzig Jahre danach" d'Artagnan und Aramis, die ihre Freundschaft zeitweise vergessen zu haben schienen, wieder miteinander auszusöhnen, was ihm in diesem Roman auch noch gelingt, im "Vicomte de Bragelonne" jedoch nicht mehr.
Seinen Vornamen "Olivier", den man in allen drei Romanen nicht erfährt, (zumindest nicht in den gekürzten deutschen Fassungen) verrät Dumas in seinem Drama "LA Jeunesse des Mousquetaires", in dessen Prolog Athos' Vergangenheit, seine Liebe zu Mylady und sein Heiratsantrag dargestellt werden.

Porthos

Vorname: unbekannt
Nachname: du Vallon de Bracieux de Pierrefonds
Geburtsjahr: unbekannt
Geburtsort: unbekannt
Titel: Baron
Familienstand: Witwer
Todesjahr: ca. 1655

Porthos ist der lustigste und sorgloseste der vier Freunde. Er ist nicht mit vielen Geistesgaben gesegnet, dafür aber unendlich gutmütig und unvorstellbar stark.
Er friert leicht am Kopf und verwechselt die englische mit der spanischen Sprache. Für einen Baronstitel unterstützt er gemeinsam mit d’Artagnan Kardinal Mazarin im Kampf gegen den Adel und die Prinzen von Geblüt.
Er war zweimal verheiratet, hat seine Frauen überlebt und sich mit deren Vermögen zwei große Güter gekauft, auf denen er wie ein König residiert. Nur der bereits angesprochene Baronstitel fehlte ihm zu seinem Glück. Diesen bekommt er aber letztendlich auch.
Im "Vicomte de Bragelonne" unterstützt er Aramis bei seinen Intrigen gegen den König, ohne zu wissen, was er eigentlich tut, bzw. immer in dem Glauben, er und Aramis dienten dem König. Auch, als Aramis Plan schließlich fehlschlägt und sie Hals über Kopf fliehen müssen, begreift er noch nicht, was eigentlich geschehen ist.
Er ist auch Athos’ Fürsprecher bei dessen Erhebung in den Ritterstand (Orden vom Heiligen Geist) und rettet Aramis bei ihrer wilden Flucht von Belle-Île das Leben, indem er das seinige opfert. Dumas weinte, während er Porthos’ Tod zu Papier brachte.

Aramis

Vorname: René
Nachname: d'Herblay
Geburtsjahr: ca. 1605
Geburtsort: unbekannt
Titel: Chevalier, Ritter des Hosenbandordens
Position: Bischof von Vannes, General des Jesuitenordens
Familienstand: alleinstehend
Todesjahr: unbekannt

Aramis ist zwiespältig. Hin- und hergerissen zwischen einem Leben als Musketier und als Geistlicher kann er sich sein ganzes Leben lang für keine Seite richtig entscheiden und ist meistens alles gleichzeitig. Er liebt die Frauen und das kriegerische, abenteuerlustige Leben, bereut dies jedoch in regelmäßigen Abständen (meistens dann, wenn ihn eine seiner Geliebten vernachlässigt) und gibt sich der Buße und Selbstkasteiung hin.
Dumas charakterisiert ihn als einen Mann, der wenig Aufhebens macht, dafür aber viel zuwege bringt, was sich an vielen Stellen zeigt. Er ist gebildet, feinsinnig und außerordentlich hübsch, dichtet gern und studiert in seiner Freizeit Theologie.
Während der Regentschaft Anna von Österreichs steht er mit Athos auf der Seite der Fronde, die Mazarin bekämpft, verfolgt dabei jedoch nicht wie Athos selbstlose (und illusorische) Ziele, sondern arbeitet, wie vermutlich die meisten Mitglieder der Fronde, in die eigene Tasche. Gemeinsam mit Athos wird er von Karl I. für seine Dienste zum Ritter des Hosenbandordens geschlagen.
Die vier Freunde stehen in "Zwanzig Jahre danach" entgegengesetzten Lagern, ihre Freundschaft wird jedoch durch Athos noch einmal beschworen und sie raufen sich in der zweiten Hälfte des Romans wieder zusammen und kämpfen auf einer Seite. Zwischen Aramis und d'Artagnan entsteht jedoch spätestens im "Vicomte de Bragelonne" Feindschaft. Die zwei begegnen sich distanziert und mißtrauisch, aber immer noch unter dem Deckmantel der früheren Freundschaft. Als Aramis durch seine Konspirationen in ernsthafte Schwierigkeiten gerät, versucht d'Artagnan zwar noch einmal, ihm zu helfen, vermutlich jedoch vor allem aus Zuneigung zu Porthos, der von Aramis in die unglückliche Situation gebracht wurde.
Aramis ist der Einzige, der am Ende des letzten Romanes noch lebt, er war schon immer jemand, der sich an Situationen anpassen und sie für sich nutzen konnte. Bezeichnend sind d'Artagnans letzte Worte vor seinem Tod: mit Athos und Porthos, die bereits vor ihm gestorben sind, erhofft er sich ein Wiedersehen auf der anderen Seite, Aramis jedoch gibt er verloren (Aramis, auf ewig Adieu), und dies sicher nicht nur, weil Aramis ihn überlebt hat.

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