"Die drei Musketiere" (2011)

Die drei Musketiere in dem Film von Paul W.S. Anderson (Logan Lerman, Luke Evans, Ray Stevenson, Matthew MacFayden)
Die drei Musketiere in dem Film von Paul W.S. Anderson (Logan Lerman, Luke Evans, Ray Stevenson, Matthew MacFayden), Quelle: http://www.einslive.de/magazin/kino/2011/08/die3musketiere.jsp

Eine neue Verfilmung der drei Musketiere ruft zunächst einmal eine gewisse Hoffnung hervor: Die Hoffnung, dass sich endlich einmal ein Regisseur an diesen Stoff wagen würde, der das Buch tatsächlich gelesen hat und der vielleicht versuchen würde, diesen großartigen Roman, der eigentlich alles beinhaltet, was ein guter Film braucht, einigermaßen werkgetreu umzusetzen. Denn die letzte werkgetreue Fassung datiert immerhin von 1921, es war Henri Diamant-Berger, der sich als erster und bis jetzt einziger an diese Aufgabe wagte und seine Umsetzung ist bis heute DER Meilenstein der Filmgeschichte. Inzwischen gibt es allerdings Farbe und Ton, ja sogar 3D-Technik, es gibt Filme wie der Herr der Ringe (Peter Jackson), die Bartholomäusnacht (Patrice Chéreau) oder Germinal (Claude Berri), die Bücher grandios auf die Leinwand bringen, also müsste es auch für die drei Musketiere Hoffnung geben.

Doch leider lässt schon die Beschreibung der Seite www.filmkritiker.com Böses ahnen:

Einer für alle – alle für Einen! Und alles noch einmal völlig neu! Actionspezialist Paul W.S. Anderson (u.a. RESIDENT EVIL, DEATH RACE) macht die furchtlosen Helden aus Alexandre Dumas’ gefeierten Abenteuerroman DIE DREI MUSKETIERE fit für das neue Jahrtausend: Erstklassige Stunts, geniale Dialoge und modernste 3D-Kameratechnik werden jedem Zuschauer den Atem rauben.

Warum braucht es Stunts und einen Actionspezialisten um einen Roman zu verfilmen, dessen Stärke in der spannenden Handlung - und die ist nicht mit Action gleichzusetzen - und in der Tiefe der Charaktere liegt?  Warum reduziert wieder einmal ein Produzent diesen Roman auf Klamauk und Action? Auf billiges Heldentum, das so nie von Dumas vorgesehen war? Es ist zum Haareraufen!

Aber nun mal von Anfang an: Der Film ´die drei Musketiere´ von Paul W.S. Anderson beginnt in Venedig. Athos, Porthos und Aramis bilden ein Team mit Mylady und sollen Pläne für ein Luftschiff von Leonardo da Vinci für den Kardinal Richelieu entwenden. Schön und gut, aber was soll ein Luftschiff im 17. Jahrhundert? Auch wenn Da Vinci ein genialer Erfinder war und die Menschheit den Traum vom Fliegen schon lange träumte, ein solches Luftschiff gab es im 17. Jh. nicht, es  wirkt einfach nur unglaubwürdig, ja sogar lächerlich – vor allem, weil es so schnell und präzise fliegt wie ein Flugzeug  - und bringt der Geschichte nichts. Denn die Verfolgungsszenen wären genauso gut mit Kutschen, echten Schiffen oder noch besser mit Reitszenen möglich gewesen. Gut, auch Richard Lester in der ´Rückkehr der Musketiere´ griff 1989 auf einen Heißluftballon zurück, wirklich neu ist die Idee also nicht, aber das macht sie nicht besser. Schon in Lesters Film wirkte die Szene, wie sich Athos an dem Ballon herabgleiten lässt, wie ein deplatzierter Versuch, Teile aus ´die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten´ (Ken Annakin) in einem Musketierfilm unterzubringen.

Auch die Schnellfeuerwaffen und die Feuerwerfer dürften gedankliche Anleihen an da Vinci sein, der ja den ersten Panzer erdachte, aber auch sie wirken unglaubwürdig – diese Waffen gab es noch nicht und sie sind unnötig. Auch mit den Waffen der Epoche wäre Action möglich gewesen. Aber das ist nicht einmal der Hauptkritikpunkt, denn das ist nur Staffage und kann, bei einer gut gemachten Handlung, durchaus vernachlässigt werden.  Das Problem ist nur, dass die Handlung so sehr geglättet wurde, dass von den Ideen Dumas´, ja von der gesamten Handlung nicht mehr viel übrig ist.

Und dabei ist erstaunlich, dass sich die Geschichte trotz der Behauptung ´alles noch einmal völlig neu´ machen zu wollen ziemlich dicht an die Diamantspangenaffäre hält, die inzwischen jeder mit den Musketieren verbindet. Nichts Neues also und relativ romangetreu, wo ist das Problem? Das liegt im Detail, wie immer. Denn nur das grobe Handlungsgerüst ist übriggeblieben, kurz gesagt: Der Kardinal Richelieu (Christoph Waltz) will Anna von Österreich (Juno Temple) bei ihrem Gatten, dem König von Frankreich, schlecht machen um diesen zu schwächen und selbst die Macht zu übernehmen. Deswegen schustert er ihr gefälschte Briefe zu und lässt Buckingham (Orlando Bloom) durch Mylady (Milla Jovovich) ebenjenes Diamantcollier überbringen, das die Musketiere wieder holen müssen. Buckingham ist sauer und will sich rächen, er fährt mit einer Armada nach Frankreich. Mehr nicht. Die Königin ist unschuldig, Buckingham hatte nie ein Stelldichein mit ihr, die Intrige mit Mme de Chevreuse, der Geliebten Aramis´, findet nicht statt, Constance Bonacieux ist nicht verheiratet und wird nicht entführt, all die Details, all die Handlungsfäden, die erstens zum Teil historisch sind und zweitens den Roman spannend und die Charaktere tiefschichtig machen, wurden weggelassen. Warum nur? Befürchtet der Regisseur, dass die Zuschauer eine komplexere Handlung nicht verstanden hätten? Doch genau durch diese Reduktion wird die Handlung unverständlich, denn ganz ehrlich, die Idee, die Königin in den Augen ihres Gemahl durch ein paar Briefe und ein Collier herabzusetzen um selbst die Macht zu übernehmen ist ein wenig … naiv. Und Richelieu konnte man viel vorwerfen, aber Naivität gehörte sicher nicht dazu. Er wollte nie die Macht für sich allein, er wollte einen starken Staat und eine Königin, die mit Spanien kommunizierte, weil sie Spanierin war, und mit Buckingham, weil sie ihn … seien wir vorsichtig, es ist nichts bewiesen … mochte, war eine Bedrohung. Dumas unterstellt Richelieu auch eine Schwäche für die schöne Frau und demnach ein wenig Eifersucht, wer weiß, aber er hätte ihm nie eine derart laue Intrige unterstellt, wie dieser Film uns weismachen will.

Durch diese Beschneidung und Reduzierung auf nicht einmal das Handlungsskelett werden die Charaktere flach, trotz zum Teil durchaus angemessener Besetzung.  Da wäre also zuerst einmal die Idee, Mylady arbeite mit den Musketieren im Team. Warum nicht? Wir schreiben Fanfiction und sind offen für neue Ideen, wenn sie logisch und gut durchdacht sind. Warum sollte Mylady also nicht mit den Musketieren arbeiten? Warum nicht ihre Vorgeschichte abändern? (Dass die Musketiere des Romans nie für den Kardinal arbeiten würden, sei einmal dahingestellt.) Athos und Mylady arbeiten also zusammen, bis sie ihn verlässt, weil ´Buckingham mehr bezahlt`. Sie ist nicht mehr das Gespenst, das ihn zur Flasche greifen lässt, weil er sie ehelichte, ihr Brandmal entdeckte und sie dann hängte, sie ist eine Teamkollegin, die ihn verrät. Die beiden scheinen sich zu Beginn noch zu lieben, denn sie sagt ihm: ´ich liebe dich, aber ich verrate dich´. Und schon ist es um Athos geschehen, ein Jahr später ist er ein Trinker? Einfach so? Das geht zu schnell, hier gibt es kein Geheimnis, das im Laufe der Geschichte aufgedeckt wird, keine dunkle Vergangenheit, die d´Artagnan versucht zu erkunden, hier ist alles mit wenigen Worten klar. Und dass Athos trinkt, merkt man auch nur deswegen, weil er selbst sagt, er sei ein Trinker. Seine Verzweiflung, die im Roman deutlich beschrieben wird, sein geheimnisumwobener Charakter hat hier keine Chance sich zu entwickeln, Tiefe bleibt ihm verwehrt. Doch sei nicht nur Schlechtes von dem Film gesagt, positiv hervorgehoben werden sollte, dass Athos immerhin nicht nur auf die Hintergrundfigur des Haudraufs und Säufers reduziert wurde wie in einigen anderen Filmen, sondern dass seine unglückliche Liebe zu Anne de Breuil, Lady Clarick, Comtesse de la Fère, kurz Mylady eine Rolle spielt und er selbst der gute Stratege ist, als der er auch im Buch beschrieben wird. Nur hätten dem Strategen ein paar Sätze mehr gut getan. Wie auch Aramis oder Porthos kommt er nur wenig zu Wort, viele Dialoge bestehen aus Ausrufen wie ´Klappe` (zu Planchet). Dumas´ witzige und geistreiche Dialoge, bei denen der Leser immer wieder den Eindruck hatte, sie wären für einen Film geschrieben worden, kommen trotz der Ankündigung ´geniale Dialoge´ einbauen zu wollen, nicht vor. Meistens reduziert sich die Kommunikation auf wenige Worte – waren denn den Zuschauern nicht mehr zuzutrauen? – und die sind oft dem einundzwanzigsten Jahrhundert entliehen. Es muss ja keine altertümliche Sprache sein, aber ´das ist nicht mein Ding´ oder ´sexy´ klingt aus dem Mund eines Musketiers nunmal seltsam.

Doch zurück zu den Charakteren. Porthos und Aramis geht es noch ein wenig schlechter, Porthos darf seine Procureuse nicht um Unterstützung bitten und auch Aramis wird die Liebschaft zu Mme de Chevreuse gestrichen. Damit fällt ein Teil der Intrige weg, denn Mme de Chevreuse war ja eben die, die das Stelldichein von Anna mit dem Herzog von Buckingham ermöglicht hat, bei dem übrigens ein gewisses Taschentuch als Erkennungszeichen eine wichtige Rolle spielte. In diesem Film wirft Mylady d´Artagnan in Meung ein Taschentuch zu, damit er sich den Arm verbinden kann, aber kein Mensch kann verstehen, warum sie das tut, denn von der Intrige selbst ist nichts übriggeblieben – außer dem Taschentuch.

Auch Constance, die spätere Geliebte d´Artagnans, wurde bis zur Unkenntlichkeit verändert: Aus der verheirateten Mme Bonacieux, Wäscherin der Königin, wurde ein Ehrenfräulein, sie ist nicht verheiratet, nicht älter als d´Artagnan und Monsieur Bonacieux, ihr Ehemann im Buch, wurde, wie der Hauptmann Tréville, ganz gestrichen. Vermutlich, um die Liebe der beiden (d´Artagnan und Constance) nicht zu beflecken und das Publikum nicht mit zuviel Akteuren zu überfordern. Dass Constance nur die Nichte Bonacieux´ gewesen sei, das behaupteten schon viele Filme seit Douglas Fairbanks 1921 den amerikanischen Zuschauern keinen Ehebruch zumuten wollte, aber das völlige Streichen des Ehemanns von Constance bringt den Film um einen bereichernden Fiesling.

Wie auch Constance darf die Königin völlig unschuldig bleiben, denn sie hat nie dem Herzog von Buckingham geschrieben und ihm auch nie ein Liebespfand mitgegeben. Das Diamantcollier übergab Mylady dem Herzog und sie legte die gefälschten Briefe in die Schublade der Königin. Keine Affäre zwischen dem Herzog und Anna, nichts als reine Liebe auf ihrer Seite zu einem König, der sie ebenfalls liebt und nicht weiß, wie er ihr das gestehen soll. Das entspricht nicht der Geschichte, das entspricht nicht dem Roman Dumas´, das ist schlicht und ergreifend langweilig.

Selbst Mylady stürzt sich freiwillig! in den Abgrund, damit Athos, als er sie schließlich nach ihrem Verrat wieder in der Gewalt hat und halbherzig hinrichten will, nicht abdrücken muss. Er trägt an ihrem vermeintlichen Tod keine Schuld, erkennt sogar, dass sie es für ihn tat – ein Schelm, wer Fortsetzung dabei denkt. Sie ist so eine fast unschuldige Schönheit, weit entfernt von der Mylady des Romans, die ihren zweiten Ehemann umbrachte, die ihren ersten Geliebten, Felton, Buckingham und Constance auf dem Gewissen haben wird, von Athos ganz zu schweigen, und die, als sie die Nacht mit d´Artagnan verbringt, aber meint, de Wardes im Bett zu haben, diesen bittet, den Gascogner zu töten. Im Film stehen ihr alle Wege offen, auch der, zu ihrem Ehemann? Geliebten? sprich Athos zurückzukehren, denn sie hat ja fast nichts getan. Wie schön, wie nett, wie banal. Keine Hinrichtung, kein Ehebruch, kein Verrat, keine Schuld auf keiner Seite. Alles, was den Roman vielschichtig machte, wurde abgeändert oder gestrichen. Übrig bleibt die reine Liebe zwischen dem König und der Königin und d´Artagnan und Constance und selbst für Athos und Anne besteht Hoffnung.  Und sie lebten glücklich und zufrieden … *gähn*.

Schade, denn die Kostüme und auch die Hauptakteure, sprich Athos (Matthew Macfayden), Porthos (Ray Stevenson) und Aramis (Luke Evans), entsprächen vom Aussehen und Agieren her durchaus den Dumas´schen Helden, man hat während des ganzen Films das Gefühl, dass sie es weit besser könnten, wenn man sie denn ließe. So gibt es mehrere Szenen, z.B. Porthos vor dem Spiegel – hat der Regisseur etwa den ´Vicomte de Bragelonne´ gelesen und versucht, die Spiegelszene einzubauen? - die durchaus ansprechend sind. Aber sie gehen in der kaum vorhandenen Handlung unter, schnell weiter, schnell Action, der Zuschauer könnte sich langweilen. Dass er sich vor allem bei nicht vorhandener Handlung langweilt, war dem Regisseur anscheinend nicht so klar.

Schauen wir uns einige Szenen etwas genauer an: Nach dem Streich in Venedig geht es zurück nach Frankreich, die Geschichte ist bekannt: Junger Gascogner kommt nach Paris, trifft auf die drei Musketiere und handelt sich drei Duelle ein. D´Artagnan  rennt Athos und Porthos fast um, auch das ist bekannt und recht gut gemacht, aber dann kommt Aramis. Er muss Pferden Strafzettel verteilen (!), weil sie auf die Straße "kacken". O-Ton, nachdem d´Artagnan gefragt hat, ob es deutlicher ginge. Soll das witzig sein? Dabei bräuchte man nur ins Buch zu sehen:

Aramis: „Warum wart Ihr so ungeschickt, mir das Taschentuch zu reichen?“ D´Artagnan: „Warum habt Ihr es fallen lassen?“ – „Muss ich noch einmal wiederholen, dass das Tuch nicht aus meiner Tasche gefallen ist?“ – „Dann lügt Ihr, mein Herr, denn ich habe es fallen sehen.“ – „Was schlagt Ihr für einen Ton an, Herr Gascogner, ich muss Euch wohl erst Lebensart beibringen!“ – „Und ich werde Euch in Eure Messe zurückschicken, Herr Abbé! Zieht den Degen, und zwar sofort!“ – „Nein, mein guter Freund, wenigstens nicht hier. Seht Ihr nicht, dass wir vor dem Hotel Aiguillon stehen, den dem es von Kreaturen des Kardinals wimmelt? Wer garantiert mir, dass nicht seine Eminenz Euch beauftragt hat, ihr meinen Kopf zu überbringen? Und meinen Kopf habe ich nun einmal lächerlich gern, er sitzt so gut auf meinen Schultern. Ich will Euch gern töten, seid unbesorgt, aber ich will Euch sachte töten, in einem geschlossenen und gedeckten Raum, wo Ihr Euch vor niemandem Eures Todes rühmen könnt.“
(Alexandre Dumas: "Die drei Musketiere", Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin)

Das ist der Dialog zwischen d´Artagnan und Aramis, nachdem der Gascogner Aramis ein Taschentuch – ebenjenes - unter den Füßen hervorgezogen hat. Zwischen diesem Dialog und dem Verbalabtausch des Filmes liegen Welten.

Bei dem Duell werden die Musketiere von den Kardinalsgarden überrascht, sie schlagen sich zu viert gegen 40, nicht mehr vier gegen fünf wie im Roman. Auch das wirkt unglaubwürdig und ist nicht notwendig. Gute Kampfszenen kann man auch mit weniger Personal filmen, den Beweis liefert der Film sogar selbst  in einer Szene, in der sich Rochefort und d´Artagnan auf dem Dach von Notre-Dame duellieren. Nach dem Duell darf d´Artagnan das Interieur der Musketiere erkunden, sie leben zusammen in einem Haus auf einer Brücke, nicht mehr in ihren jeweiligen Wohnungen, und haben als einzigen Diener Planchet. Einen Planchet, der stark an den Richard Lesters erinnert und stellenweise ganz nett getroffen ist, der aber auch kaum etwas sagen darf und dem die Herren immer wieder über den Mund fahren, meistens mit knappen Worten wie `Klappe´ oder `Wein`. Warum er die Musketiere mit ´Sires´ anspricht, ist nicht nachzuvollziehen, ´Herr´ wäre angemessener gewesen. Auch hier muss man wieder feststellen, dass  die Akteure Potential hätten, Aramis mit Brille beim Lesen, Porthos mit Ohrring, ein, zwei Andeutungen eines Dialoges, das hätte man ausbauen können. Aber nein, die Helden werden gebraucht, mehr als ein, zwei Worte sind nicht drin, Action bitte, auf nach England.

Ein spannendes Abenteuer besteht ja immer auch darin, dass man nie so genau weiß, wer am  Ende dort ankommen wird, wo alle hinwollten. Genau das hatte Dumas, Meister der Spannung, begriffen und aus der Reise einen Parcours voller Hindernisse gemacht, bei dem Porthos verletzt in einem Wirtshaus, Aramis mit einer Kugel in der Schulter und starken Selbstzweifeln in Crèvecoeur und Athos in einem Weinkeller zurückblieben und nur einer durchkam, nämlich d´Artagnan . In diesem Film ist die Reise fast ereignislos, Rocheforts Schergen werden von Constance eben mal in die falsche Richtung gelockt und schon ist der Weg frei. Spannung geht anders!

Ein weiteres Detail am Ende des Filmes: Nachdem die Musketiere Buckingham das Diamantcollier wieder abgenommen und es seiner Besitzerin ausgehändigt haben, sieht man Buckingham, der mit einer Flotte von Schiffen und Luftschiffen gen Frankreich segelt. Warum? Die Hugenottenkriege und La Rochelle wurden bisher noch nicht erwähnt, auch die Liebe zu der Königin kann es nicht sein, denn sie liebt ihn nicht. Frankreich zu erobern? Einfach so? Der Film lässt es offen, Buckingham will einfach Rache, vermutlich dafür, dass ihm die Musketiere ein Collier entwendeten, das ihm Mylady zugespielt hatte. Oder vielleicht, weil sie ihm sein Palais in Schutt und Asche legten? Seltsame Motivationen, ihm geht es ebenso wie Richelieu, seine historischen Beweggründe werden verschwiegen und er selbst gerät zu einem oberflächlichen Abziehbild.

Nein, dieser Film gesteht den Charakteren keine Tiefe zu, er glättet, streicht weg, rundet ab bis die Personen und die Handlung des Romans zur Unkenntlichkeit verwischen. Er will sich bei einem jungen Publikum durch dumme Sprüche und unschuldige Liebe anbiedern und es darf angenommen werden, dass auch die Fortsetzung, wenn es denn eine geben wird, denselben Weg einschlagen wird. Also wird d´Artagnan nicht im Bett von Mylady landen, diese wird nicht versuchen sich zu rächen und schließlich von den Musketieren hingerichtet werden, die Belagerung von La Rochelle findet nicht statt und Buckingham wird auch nicht ermordet, denn all das würde zu den netten Leuten so gar nicht passen. Die Frage stellt sich, aus was wird dann die Fortsetzung bestehen?

Trotzdem ist es kein Fehler, sich den Film anzuschauen, denn wie gesagt, die meisten Hauptakteure hätten durchaus das Potential, mehr aus dem Film zu machen – fast alle, bis auf d´Artagnan, denn Logan Lerman trifft den Charakter und das Aussehen des Gascogners  nun wirklich überhaupt nicht, doch dafür kann er nichts, er ist einfach eine Fehlbesetzung eines Regisseurs, der nichts vom Thema verstanden hat.  Aber man sollte nach dem Film unbedingt den ungekürzten! Roman in die Hand nehmen und sich das Vergnügen einer wirklich geistreichen, mitreißenden, spannenden und  tiefschichtigen Lektüre gönnen! Und beginnen zu hoffen …

Claudia Harter

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